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Vollmond



Es wird ihm viel nachgesagt. Schlaflosigkeit, gesteigerte Geburtenrate, Verkehrsrowdis, Operationskomplikationen, grantige Kinder. Die Rede ist vom Himmelstrabanten, dem Mond. Je nach Mondphase gibt es verschiedene Mythen. Der Vollmond scheint dabei die meiste Auswirkung auf uns Menschen zu haben. Heute der Versuch es wissenschaftlich zu beleuchten.


Schon seit längerem ist bekannt, dass die Fortpflanzung von Korallen bei Vollmond stattfindet. Steinkorallen zum Beispiel verfügen über lichtempfindliche Proteine, sogenannte Cryptochrome, welche den zirkadianen Rhythmus- also die innere Uhr steuern. Diese Proteine sprechen bevorzugt auf Licht im blauen Spektralbereich an. In Vollmondnächten werden die Cryptochrom-Gene intensiver abgelesen als bei Neumond und so kommt es, dass in Vollmondnächten Hunderte von Korallenarten wie auf Kommando ihre Geschlechtszellen ins Wasser absetzen.


Der Vollmond dient also bei den Korallen als Fortpflanzungstrieb. Und wie ist das bei uns Menschen? Kommen Kinder wirklich häufiger bei Vollmond zur Welt? Eine deutsche Stu­die ana­ly­sier­te mehr als vier Mil­lio­nen Ge­bur­ten zwi­schen 1966 und 2003 und konnte keinen Zusammenhang zwischen Geburtenzahl und Mondzyklen feststellen.


Zu selben Ergebnis kam eine ebenfalls in Deutschland durgeführte Studie zur Häufigkeit von Verkehrsunfällen und Aggressionshandlungen im Straßenverkehr während bestimmter Mondphasen. Auch hier zeigte sich kein kausaler Zusammenhang.


Und Operationskomplikationen? Immer wieder werden Operationen verschoben, weil die PatientInnen keine gute Heilung bei Vollmond voraussagen. Gibt es hierfür wissenschaftliche Beläge?


Dr. Smolle (Österreich. Facharzt für Dermatologie) und sein Team analysierten knapp 15000 Operationen- die Sterblichkeit und Relation zu Mondphasen- und es zeigte sich, dass weder mit zu- oder abnehmendem Mond noch mit Vollmond eine signifikante Erhöhung der tödlichen Komplikationen auftrat.


Und jetzt noch zum letzten Mythos- Schlaf und Mond- auch hier gibt es leider keine erfreulichen Erkenntnisse- denn es gibt zumindest wissenschaftlich keinen Beweis für eine verkürzte Schlafdauer oder schlechtere Schlafqualität während Vollmondnächten.



Liebe Leserinnen und Leser, machen sie sich also keine Sorgen, wenn sie wieder einmal nach einer Vollmondnacht mit riesigen Augenringen aufwachen... es war dann sicher Graf Dracula, der sie nicht schlafen hat lassen :-)



Quelle


Mondphasen und Aufnahmen in psychiatrische Kliniken. SCHWEIZER ARCHIV FÜR NEUROLOGIE UND PSYCHIATRIE 147, 1996, Nr. 2 Verlag Babler, CH-3000 Bem


Mondphasen und Operationskomplikationen- eine Analyse von mehr as 14000 Fällen, J.Smolle


Untersuchung zur Abhängigkeit der Geburtenhäufigkeit von den Mondphasen- Ergebnisse aus der Hessischen Perinatalerhebung, Hans Ulrich Henning


Lunatismus und Verkehrssicherheit. Haben Mondphasen Einfluss auf das Unfallgeschehen; Greiner A. 1994


The Coral Trait Database, a curated database of trait information for coral species from the global oceans

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