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Von Räubern, Rittern und Burgen in unserem Körper


 

Es scheint manchmal wie verhext. Die Schule und der Kindergarten haben gerade begonnen und keine 2 Wochen später kommt das erste Kind schon mit einer Schnupfnase nach Hause, manchmal begleitet von Fieber und Husten. Letzteres zieht sich dann über 2-3 Wochen und kaum scheint der Infekt abgeklungen, kündigt sich schon der Magen-Darm-Infekt mit Erbrechen und Durchfall an. Und wenn es dann ein allzu verflixtes Jahr ist, kommen noch vor den Weihnachtsferien die Schafblattern dazu. Zum verrückt werden, denkt man sich... Die Infekte häufen sich und das Kind scheint dauerkrank zu sein. Da kommt einem relativ schnell die Frage in den Kopf: Das kann doch nicht mehr gut sein? Ist mein Kind wirklich gesund? Benötigen meine Kinder vielleicht etwas Immunstärkendes? Soll ich ihnen Nahrungsergänzungsmittel oder Vitaminpräparate geben, damit sie in der Infekt Zeit nicht so anfällig sind?


Hierfür müssen wir vielleicht ein wenig tiefer in die Kulissen des kindlichen Immunsystems blicken. Bereits im Mutterleib entwickeln Kinder einen großen Teil ihres Immunsystems. Wenn wir vom Immunsystem sprechen, dann müssen wir zwei Formen unterscheiden- das angeborene= unspezifische und das erworbene= spezifische Immunsystem.


Und jetzt wird es abenteuerlich- halten sie sich fest. Wir stellen uns nun die einzelnen krankmachenden Keime als Räuber vor, welche versuchen unsere Burg zu erobern. Natürlich haben wir als schlaue Könige und Königinnen unsere Burg mit Festungsmauern und Kanonen bestückt, sodass wir die Räuber abwehren können. Dies entspricht ungefähr unserem unspezifischem Immunsystem - Schleimhäute, der Hautmantel, die Magensäure sind unsere Festungsmauern und können schon sehr viele gemeine Keime abhalten. Bestimmte Zellen in unserem Körper- die sogenannten Fresszellen (=Makrophagen) arbeiten als Wachen am Eingang zur Burg und erkennen fremde Eindringlinge und verscheuchen sie, noch vor sie überhaupt in die Burg hineinkommen, abzuhalten.


Gelingt es nun jedoch einem Räuber (Virus, Bakterien, Parasiten etc.) die Festungsmauern und Wachen am Burgeingang zu durchdringen kommen die körpereigenen Ritter, die in der Festung wohnen, zu ihrem Einsatz- jetzt sprechen wir vom erworbenen Immunsystem. Die körpereigenen Ritter (=weiße Blutkörperchen), kennen am Anfang (in der Säuglings- und Kleinkindzeit) noch nicht alle Tricks der Räuber und so müssen sie erst lernen diese erfolgreich abzuwehren. Im Laufe unseres Lebens werden die Ritter allerdings immer schlauer und merken sich, wie die Räuber die Burg besiegen wollen und so wird das Immunsystem weiterentwickelt und bildet nach und nach Antikörper = Strategien, um die Räuber zu besiegen.


Forscher sprechen von ca. 200 verschiedenen Erkältungsviren, welche uns zum jetzigen Zeitpunkt bekannt sind. Das bedeutet, ca. 200 unterschiedliche Räuber können bei ihrem Kind in die Burg eindringen und Schnupfen, Husten und Fieber auslösen. Und dann kommen noch die Viren, welche den Brechdurchfall auslösen, oder die verschiedenen sogenannten Kinderkrankheiten hinzu.


Kein Wunder also, dass unsere Kinder immer wieder an einem Infekt leiden- bis sich die Ritter die einzelnen Strategien der unterschiedlichen Räuber gemerkt haben, vergeht einiges an Zeit und sehr viele Stunden an schlaflosen Nächten mit fiebernden Kindern.


Über den Nutzen von Nahrungsergänzungsmittel zur besseren Immunabwehr, gibt es mit Ausnahme von Zink, keine wirklichen wissenschaftlichen Beweise. Jedoch gilt nach wie vor, dass tägliche Bewegung an der frischen Luft, eine ausgewogene Ernährung vor allem mit Obst und Gemüse, sowie eine „gesunde“ Händehygiene unterstützend für die starken Ritter in unserer Burg wirken.


Liebe Mamas und Papas, verzweifeln sie also nicht, wenn schon wieder eine Schnupfnase anrollt. In gewisser Hinsicht ist es „gesund“, was ihr Kind gerade leistet. Der einzige Trost- im erwachsenen Alter sind die Ritter schon so schlau, dass sich die normale Infekt Zahl von ca. 10 Infekten im Kindesalter pro Jahr auf 1-2 im Erwachsenenalter reduziert.

 




 

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